Zur Entstehung des weiblichen Arbeitsdienstes und zur Rolle Herman Nohls dabei

Broschüre über den Reichsarbeitsdienst
Text: Asta von Larisch
München/Berlin, 1940
26,5 x 19,2 cm
© Deutsches Historisches Museum, Berlin
Inv.-Nr.: Do2 97/1734

Ich habe mich entschieden, die Ergebnisse meiner Forschungsarbeit zum weiblichen Arbeitsdienst, an der ich seit etwas mehr als 2 Jahren sitze, hier zu veröffentlichen.

Zum Hintergrund: Ich bin über die Recherche zu meiner Urgroßtante, die zwischen 1932 und 1936 Studentin beim Göttinger Pädagogikprofessor Herman Nohl war und schließlich bei ihm promovierte, auf dessen Figur und die diversen Kontroversen, die sich um ihn ranken, gestoßen. Ein Thema hat mich besonders fasziniert und so bin ich immer tiefer in das Rabbithole gefallen, dessen vorläufige Ergebnisse ich ab sofort fortlaufend hier posten werde.

Die Arbeit an dem Thema ist nicht abgeschlossen, dafür fehlen mir die zeitlichen und finanziellen Mittel. Ich habe in den vergangenen Monaten unterschiedliche Optionen erwogen, wie ich die Forschung auf solidere Füße stellen könnte, bisher aber ohne Erfolg. Natürlich wäre es mir lieber, ich könnte meine Erkenntnisse irgendwo veröffentlichen, wo mir ein Fachpublikum sicher wäre, doch die Möglichkeit habe ich momentan nicht und ich will auch nicht ewig auf den vielen Seiten, die ich bereits geschrieben habe, sitzen. In der Hoffnung auf unsern Freund Google, teile ich meine Ergebnisse daher jetzt hier.

Teil 1: Einleitung

Zum weiblichen Arbeitsdienst während der nationalsozialistischen Herrschaft, also in der Zeit zwischen Januar 1933 und Mai 1945 liegen bisher nur wenige Publikationen vor.1 Hervorzuheben sind die Dissertation von Dagmar G. Morgan2 aus dem Jahre 1978 sowie ein Artikel Stefan Bajohrs in den Vierteljahrsheften für Zeitgeschichte von 1980.3 Aus jüngerer Zeit, wenn auch ebenfalls bereits über 20 Jahre alt, stammt zudem die Monografie Women and the Nazi East von Elizabeth Harvey (2003), in der sich umfangreiche Passagen zum weiblichen Arbeitsdienst finden.4 Michael Jonas veröffentlichte 2015 eine detaillierte Darstellung der Organisationsgeschichte und ein Dienststellenverzeichnis zum weiblichen Arbeitsdienst. Er geht darin ausführlich auf die fehlende wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Thema und die problematische Quellenlage ein, eine Folge dessen, dass es in der Anfangszeit des weiblichen Arbeitsdienstes “nicht die Zeit, die menschlichen und technischen Ressourcen, auch nicht den Willen” gab, die Entstehung der Organisation systematisch zu dokumentieren oder aufzuarbeiten.5

Dagmar Morgan, die für ihre Arbeit nicht nur intensiv die zeitgenössische Literatur des und über den weiblichen Arbeitsdienst auswertete, sondern auch mit den wichtigsten Akteurinnen des weiblichen Arbeitsdienstes, die Mitte der 1970er Jahre größtenteils noch lebten, sprechen bzw. deren Privatarchive einsehen konnte6, legte eine umfangreiche chronologische Abhandlung vor, während Bajohr eine Analyse von dessen Funktion für das nationalsozialistische Staatsgefüge unternahm. Beide gehen ausführlich auf die theoretischen Ursprünge der Idee einer weiblichen Arbeitsdienstpflicht Mitte/Ende des 19. Jahrhunderts ein, Stefan Bajohr fasst diese Forderungen so zusammen:

Den Vorschlägen für einen weiblichen Arbeitsdienst war, trotz unzähliger Differenzen in Details, die Absicht gemeinsam, die Dienstleistenden vornehmlich mit Haus-, Land- und Gartenarbeit sowie Kinder-, Kranken- und – eventuell – Verwundetenpflege zu beschäftigen. Darüber hinaus wurde in der Mehrzahl der Veröffentlichungen die Auffassung vertreten, daß der weibliche Arbeitsdienst eine obligatorische Einrichtung werden müsse; mit der Arbeitsdienstforderung war also die Dienstpflichtforderung verbunden.7

Hinsichtlich der tatsächlichen Einführung eines – zunächst freiwilligen – Arbeitsdienstes für junge Frauen, 1931, sind die historischen Fakten relativ eindeutig. Hierzu erneut Bajohr: 

Der Staat, von dem seit drei Jahrzehnten die Schaffung eines Frauenarbeitsdienstes mit den verschiedensten Argumenten gefordert worden war und der diese Verlangen bis dahin erfolgreich abgewehrt hatte, baute den weiblichen Arbeitsdienst nun in einer Zeit schwerster wirtschaftlicher Erschütterungen auf. Es lag auf der Hand, daß für diese Entscheidung keine der in der Dienstpflichtdiskussion vorgebrachten Erwägungen ausschlaggebend gewesen war. Der weibliche Arbeitsdienst, der nun entstand, sollte vielmehr dem Ziel dienen, die weibliche Arbeitslosigkeit abzubauen und erwerbslose Frauen vorübergehend gemeinnützig zu beschäftigen.8

Einmal initiiert, bot die neue Einrichtung jedoch Raum für eine Ausgestaltung auch anhand der zuvor geführten theoretischen Diskussionen. Eine Schlüsselstellung nimmt dabei der Sommer 1932 ein, in dem die praktische Verbindung zwischen zwei bisher getrennten Handlungsbereichen sozialer Arbeit hergestellt wurde:9 Die sogenannte Siedler(innen)hilfe und der (weibliche) Arbeitsdienst.10 Dagmar Morgan schildert die Ausgangssituation für diese Fusion, mit der ich mich im Weiteren ausführlich befassen werde, zusammenfassend so: 

In den Gebieten Ostpommerns, Ostpreussens und der Grenzmark wurde Ende der zwanziger Jahre eine Reagrarisierung grossen Stils versucht. Hinter diesen Siedlungsbemühungen stand nicht zuletzt auch das politische Anliegen, die dünn besiedelten östlichen Reichsgebiete, denen jenseits der Grenze ein dichtbesiedelten Polen mit einer wesentlich höheren Zuwachsrate gegenüberstand, mit Deutschen aufzufüllen. […] Die mit einer Siedlungstätigkeit verbundenen sozialen und psychologischen Probleme, die den Erfolg der Siedlung gefährden konnten, waren relativ früh erkannt worden: Sie betrafen vor allem die Überforderung der Frau des Siedlungsbauern, die sog. ‘Siedlerfrau’ […]. […] In der Hilfe für diese in Bedrängnis und vor überwältigenden Schwierigkeiten stehenden Menschen sah der Erziehungswissenschaftler Herman Nohl eine umfassende pädagogische Aufgabe. […] Anfang 1932 wurden im Bezirk Köslin infolge der Bemühungen Nohls die ersten Versuche einer Linderung dieser Probleme durch die experimentelle Einrichtung von sog. ‘Siedlungsberaterinnen’-Stellen gemacht.11 […] Bald wurde jedoch offenbar, dass nicht nur eine Ausdehnung der Arbeit auf alle Siedlungsdörfer wünschenswert gewesen wäre, sondern auch eine Intensivierung der Tätigkeit innerhalb des Dorfes […]. […] Der Kontakt zwischen dem bestehenden weiblichen Arbeitsdienst mit seiner unbefriedigenden Wasch- und Flickarbeit einerseits und dem dringenden Bedarf an Hilfskräften in den Siedlungsgebieten des Ostens andererseits wurde in Pommern im August 1932 mit Hilfe der Evangelisch-Sozialen Schule [Spandau] hergestellt. Das Resultat war die Einrichtung von weiblichen Arbeitsdienstlagern in Siedlungsdörfern.12

Diese Erzählung, die bereits zeitgenössisch entstand13 und sich stark auf Aussagen ehemaliger Arbeitsdienst-Funktionärinnen stützt, kann auf Grundlage einer detaillierten Auswertung von Briefen aus dem Nachlass Herman Nohls in Verbindung mit zeitgenössischen Publikationen sowie sowie durch die Protagonistinnen Ende der 1970er, Anfang der 1980er Jahre selbst erstellten Erinnerungsdokumenten konkretisiert und in Teilen widerlegt werden. 

Sowohl die Rolle Nohls, als auch der Beitrag einer Reihe prominenter Vertreterinnen aus dem Bereich der weiblichen Bildung zur Ausgestaltung des weiblichen Arbeitsdienstes in den Jahren 1932/33 muss dabei höher bewertet werden, als dies bisher der Fall war.14 Herman Nohls Einfluss auf die Siedlerinnenberatung in Pommern ist insofern relevant, weil – wie gezeigt werden wird – diese Tätigkeit den Arbeitsdienst in Pommern entscheidend prägte und der wiederum den weiblichen Arbeitsdienst im Allgemeinen stark beeinflusste. Mit Blick auf Herman Nohl sind zudem dessen im weiblichen Arbeitsdienst in hohen Positionen aktive Schülerinnen, mit denen er fortlaufend in Kontakt stand und die i.d.R. nach 1945 kaum hinterfragt im Bereich Pädagogik weiter aktiv waren, näher zu betrachten.15 

Ausgewertet wurden Briefe aus dem Bestand COD. MS. H. NOHL 797 Siedlungspädagogik 1931-1932 aus dem in der Universitätsbibliothek Göttingen verwahrten Nachlass Herman Nohls.16 Dieser Bestand umfasst Briefe von 34 Einzelpersonen an Herman Nohl und in vielen Fällen auch dessen Antwortschreiben in Kopie, sowie weitere Dokumente zum Themenbestand “Siedlungspädagogik”.17 Ausgewertet wurden die dort archivierten Briefwechsel Herman Nohls mit Gertrud Bäumer18, Luise Besser19, Irmgard Delius20, Käthe Delius21, Thea Iffland22, Maria Keller23, Hans Krüger24, Werner Krukenberg25, Elisabeth Siegel26,  Aenne Sprengel27, Hildegard von Gierke28 sowie Helene Weber29, den – soweit in den Briefen deutlich wird – maßgeblichen Akteur:innen in Bezug auf die Siedlerinnenberatung in Pommern. Teilweise handelt es sich bei den im Bestand 797 überlieferten Briefen um den einzigen, zwischen Herman Nohl und den betroffenen Personen überhaupt im Nachlass vorhandenen Austausch.30 

Ergänzend wurden – ebenfalls aus dem in der UB Göttingen verwahrten Nachlass Herman Nohls – Briefe der Nohl-Schülerinnen Brigitte Pross (geb. Axster)31, Erika Schmid32, Frieda Sopp33, Eva-Maria van den Bruck (geb. Ziedrich)34 sowie die von Nohl über beinahe 30 Jahre hinweg in unregelmäßigen Abständen verfassten “Briefe an die Freunde”35 heran gezogen. 

Zum Wert der Briefe im Nohl-Nachlass als Quelle stellen dessen Biograf:innen Wolfgang Klafki und Johanna-Luise Brockmann fest, dass diese, “den Vorteil [haben], dass sie als Zeitdokument, in erster Linie in der Form beschreibender Berichte, frische Eindrücke aus dem Alltag wiedergeben […]. Diese subjektiv gefilterten, zum Teil tagebuchähnlichen Aufzeichnungen interessierten nicht nur ihren an der neuen Aufgabe rege Anteil nehmenden Lehrer Nohl. Ihrem Mitteilungsbedürfnis freien Lauf zu lassen bedeutet für die im FAD tätigen Nohl-Schülerinnen […] offenbar eine seelische Erleichterung.”36 Unabhängig von dieser – subjektiven – Bewertung, sind die Briefe im Nachlass Nohl unmittelbare zeitgenössische Quellen, die, nicht durch spätere Lesarten oder historisierende Betrachtungen belastet, einen Eindruck von den Geschehnissen geben, der sich sonst nirgendwo finden lässt.

Nicht ausgewertet wurden die im Bestand 797 archivierten Briefwechsel Nohls mit einer Reihe weiterer Personen, die entweder als nicht zentral eingeschätzt werden, bei denen es sich eindeutig um einmalige Anfragen handelt, sowie Briefe von Siedlungshelferinnen an Nohl. Ebenfalls nicht heran gezogen wurde der Fundus “Briefwechsel zur Siedlungspädagogik (div. Adressaten)”37 mit insgesamt 106 Briefen, aufgrund der umfangreichen, einordnenden Vorarbeiten, die zunächst notwendig wären, sowie der Fundus “Sonderdrucke, Zeitungsausschnitte und Sonstiges, Rundbriefe, Einladungen, Fragebögen, Berichte über Studienfahrten”.38 Ebenfalls nicht ausgewertet wurde der sehr umfangreiche Briefwechsel Herman Nohls mit seiner Schülerin Olga von Hippel über 35 Jahre hinweg, da dies im Rahmen der Arbeit nicht zu bewältigen war.39 Da Olga Hippel während der gesamten Zeit des sogenannten Dritten Reiches im weiblichen Arbeitsdienst tätig waren, sind in diesem Briefwechsel sicher noch weitere wichtige Hinweise vorhanden.

Es ist mir bewusst, dass nur durch Einbeziehen des kompletten Bestands 797 sowie des Briefwechsels Hippel – Nohl ausgeschlossen werden kann, dass entscheidende Details zur bearbeiteten Fragestellung übersehen werden. Da dies aus zeitlichen, organisatorischen und finanziellen Gründen nicht möglich war, hat für die folgenden Ausführungen zu gelten, dass die Informationen aus den ausgewerteten Briefwechseln bereits wichtige neue Impulse hinsichtlich des Engagements Herman Nohls für die Siedlerinnenberatung und in der Etablierung des weiblichen Arbeitsdienstes geben, die durch weitere Quellendokumente zwar noch unterlegt, jedoch kaum widerlegt werden können. Sollten sich in den nicht ausgewerteten Briefen und Schriften weitere Details verbergen, so können diese zu einem späteren Zeitpunkt das im folgenden gezeichnete Bild ergänzen.40

Weiterhin soll vorneweg gestellt werden, dass die folgenden Ausführungen nicht oder nur an wenigen relevanten Stellen auf die pädagogische Theorie Herman Nohls eingehen. Dies wurde an anderen Stellen bereits ausführlich getan und hätte nur geringen Mehrwert für die untersuchte Fragestellung, deren Fokus auf den Ereignissen und den Beziehungen zwischen den beteiligten Personen liegt. Insofern wird kein Anspruch erhoben, neue Erkenntnisse bspw. zur Position Herman Nohls gegenüber dem Nationalsozialismus zu schaffen, wohl aber soll dessen erfolgreicher Einsatz zur praktischen Erprobung seiner Theorien nachgezeichnet und damit auch gezeigt werden, inwiefern Nohls politisch-ideologische Position anschlussfähig für Initiativen von NS-Organisationen war.41 Auch kann und soll weder die Genese des Arbeitsdienstes, noch dessen Entwicklung im Nationalsozialismus vollumfänglich nachgezeichnet werden. Es wird im Folgenden vielmehr um die Rolle Herman Nohls in der Ausgestaltung des freiwilligen weiblichen Arbeitsdienstes in den Jahren 1931-1933 und seine anschließende enge Verbindung zum weiblichen Arbeitsdienst über seine dort tätigen Schülerinnen gehen.

Insbesondere die hier zum ersten Mal in Ansätzen systematisch untersuchten Karrieren von Nohl-Schülerinnen innerhalb des weiblichen Arbeitsdienstes wirft eine Reihe von Fragen auf, die bisher nur ansatzweise überhaupt gestellt wurden – und die auch hier nicht abschließend beantwortet werden können. So kann, ohne Zugriff auf weitere persönliche Dokumente aus dem Nachlass der vorgestellten Frauen42 oder eine systematische Auswertung der Publikationen der Vereinigungen ehemaliger Arbeitsdienstangehöriger43, die Frage danach, ob und wie sie ihre eigene Rolle während der NS-Zeit und in den vielen Jahrzehnten nach Kriegende wahrnahmen – und rechtfertigten – nur ansatzweise beantwortet werden. 

Ein neutrales Urteil fällt bei der Befassung mit dem Thema weiblicher Arbeitsdienst, dessen Rolle im NS-System und der Einstellung seiner Protagonistinnen dazu nach 1945 nicht leicht, denn, wie Sybil Gräfin Schönfeldt 1985 feststellte: 

Es erschreckt […], daß sie [d.h. ehemalige Arbeitsdienst-Führerinnen, S.G.] unverändert, manche höchstens mit einem gewissen Trotz, begeistert sind. Es weder für notwendig halten, die Zitate von damals zu kommentieren, noch gemerkt zu haben scheinen, was sich seit 1945 verändert hat. Nirgendwo findet sich die Einsicht, daß sie zu denen gehörten, die dafür verantwortlich waren, daß Jahrgang nach Jahrgang junger Mädchen mit falschen Idealen gefüttert wurden. Und keine hat begriffen, daß sie und ihre Begeisterung mißbraucht wurden. 1945 bedeutete ihnen nichts. Sie lebten und dachten weiter wie bisher.44

  1. Überblick bei Michael Hansen: „Idealisten“ und „gescheiterte Existenzen“ – Das Führerkorps des Reichsarbeitsdienstes, Trier 2004, unter https://ubt.opus.hbz-nrw.de/opus45-ubtr/frontdoor/deliver/index/docId/141/file/MichaelHansenDiss.pdf, S.7f. ↩︎
  2. Dagmar G. Morgan: Weiblicher Arbeitsdienst in Deutschland, Darmstadt 1978. Die Publikation Morgans rief im Nachgang große Kritik der betroffenen und teilweise als Zeitzeuginnen befragten ehemaligen Arbeitsdienst-Führerinnen hervor. Ein Teil dieser Diskussion kann im Nachlass Annetraut Hammers im HSTAS nachvollzogen werden (HSTAS Q 1/41 Bü 10. Die inhaltliche und stilistische Kritik kann hier nicht im Detail wieder gegeben werden, sie trifft an einigen Stellen sicher zu, an anderen nicht. Grundsätzlich kann man die Kritik mit den Worten Annetraut Hammers (07.05.1980) so zusammen fassen: “Wissenschaftlich hat sie viel erarbeitet, aber, es ist jammerschade, daß sie überhaupt nichts erfaßt hat, worum es uns ging.” Ob ein solches “Erfassen” Ziel und Sinn einer historischen Arbeit sein kann, ist fraglich. Zutreffend ist sicherlich, was Erika Hoffmann am 8. Dezember 1979 an Dagmar Morgan schrieb: “Immerhin ist hier für die weitere Forschung eine wertvolle Materialsammlung entstanden.” ↩︎
  3. Stefan Bajohr: Weiblicher Arbeitsdienst im ‘Dritten Reich’ – Ein Konflikt zwischen Ideologie und Ökonomie, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 28 (1980), Heft 3, S.331-357, unter: https://www.ifz-muenchen.de/heftarchiv/1980_3_3_bajohr.pdf. Weiterhin etwa zeitgleich: Jill Stephenson: Women’s Labor Service in Nazi Germany, in: Central European History 15, 3 (1982), S.241-265. ↩︎
  4. Elizabeth Harvey: Women and the Nazi East, London 2003. ↩︎
  5. Michael Jonas: Weiblicher Arbeitsdienst in Deutschland 1932-1945 – Organisationsgeschichte und Dienststellenverzeichnis, Zweibrücken 2015, S.6. ↩︎
  6. vgl. neben dem Vorwort in Morgan (S.IV-VII) den im HSTAS archivierten Briefwechsel Dagmar Morgans mit Annetraut Hammer (HSTAS Q 1/41 Bü 10). ↩︎
  7. Bajohr S.332f. ↩︎
  8.  Bajohr S.334f. ↩︎
  9.  Da der Begriff “Soziale Arbeit” mittlerweile eine eigenständige Definition hat, verwende ich hier und im Folgenden den Ausdruck “soziale Arbeit”, als umfassende Bezeichnung für den Aufgabenbereich der öffentlichen und privaten Fürsorge für Kinder, Familien, sozial Benachteiligte, Arbeitslose, kranke und behinderte Menschen und so weiter.  Für eine Definition der Sozialen Arbeit im betrachteten Zeitraum vgl. Melanie Werner: Klassische Theorien Sozialer Arbeit und soziale Bewegungen, Leverkusen 2023, S.84-96. ↩︎
  10.  “Kaum ein anderes Thema dominiert die pädagogische Literatur des Jahres 1932 so sehr wie der Freiwillige Arbeitsdienst. […] Sie alle verbindet […] die Überzeugung, in den Arbeitslagern ein Instrumentarium gefunden zu haben, das eine effektive Alternative zu den entsolidarisierenden und destruktiven Folgen der Erwerbslosigkeit unter Jugendlichen darstellt und eine Art Pilotfunktion in der Suche nach Wegen aus der Krise einnimmt.” (Peter Dudek: Erziehung durch Arbeit – Arbeitslagerbewegung und Freiwilliger Arbeitsdienst 1920-1935, Opladen 1988.) ↩︎
  11.  Morgan zitiert hier fast wörtlich Elisabeth Blochmann: “Tatsächlich ist infolge der unermüdlichen Bemühungen Nohls bei allen zuständigen Stellen am 19.3.1932 vom Minister für Landwirtschaft in Preußen ein Erlaß ergangen, der im Regierungsbezirk Köslin einen ersten ‘kleinen Versuch’ mit der Anstellung von einer Anzahl von Siedlungshelferinnen und von einer ihre Arbeit koordinierenden Hauptberaterin machte, dem dann bald noch weitere gefolgt sind.” (Elisabeth Blochmann: : Herman Nohl in der pädagogischen Bewegung seiner Zeit – 1879-1960, Göttingen 1969, S.128), vgl. Harvey S.40, vgl. auch Elisabeth Siegels Kritik an Morgan mit der Richtigstellung, dass die Idee der Siedlerberaterinnen von Aenne Sprengel stammte (HSTAS Q1/41 Bü 10). ↩︎
  12.  Morgan S.47-49. ↩︎
  13.  vgl. Hoffmann: Landsiedlung, Landvolkbildung, Landwohlfahrt, in: Freie Volksbildung 7 (1932) Heft 12, S.449-452, hier S.449: “Nohl’s Aufsatz […], der den großen Aufgabenkreis der Pädagogik im deutschen Osten der Gegenwart umriß, hat nicht nur in Fachkreisen Widerhall gefunden. Aus seinen Gedankengängen heraus hat man z.B. jetzt unter Mitwirkung der Landwirtschaftskammer in Ostpommern eine Anzahl Siedlungspflegerinnen angesetzt, die in erster Linie für die Siedlerfrauen und ihre Familien Helferinnen auf wirtschaftlichem und pflegerischem Gebiet sein sollen.”, vgl. weiter Gertrud Schwerdtfeger-Zypries: Reichsarbeitsdienst für die weibliche Jugend, Berlin 1941, S.5-7, wo die Entstehung des weiblichen Arbeitsdienstes aus der Frauenbewegung ebenso abgestritten wird (S.5), wie dessen Verwurzelung im freiwilligen Arbeitsdienst der Jahre 1932/33 (S.7), die Initiativen in Pommern aber zumindest indirekt anerkannt werden: “Die Versuche, die man 1933 an verschiedenen Stellen in der Siedler- und Bauernhilfe auf dem Lande machte, bewiesen, daß hier ein solches Arbeitsgebiet war. Das Mädchen spürte bei seiner Arbeit für die überlastete Siedler- oder Bauernfrau, daß sie gebraucht wurde, daß ohne sie die Arbeit schlechter vonstatten ging.” (S.7) ↩︎
  14.  Damit wird indirekt ein Forschungsdesiderat aufgegriffen, das von diesem zwar nicht benannt wird, sich aber aus einer Forderung Christian Niemeyers ableiten lässt, der 2014 schrieb:  “Zusätzlich ist es an der Zeit, die von Kindt und einem Netzwerk von Alt-Nazis und Unbelehrbaren in Vergessenheit gebrachte wahre Geschichte der Jugendbewegung neu und grundlegend aufzubereiten, auch mit Blick auf die Sozialpädagogik, die, wie der Fall Nohl lehrt, mit den dunkelsten Abgründen der völkischen (Jugend-)Bewegung weit enger verbandelt war als gemeinhin angenommen wird.” (Niemeyer 2014 S.220.) ↩︎
  15.  Zur Kontinuität von Arbeitsdienstführerinnen in pädagogischen Funktionen liegt, soweit bekannt, noch keine wissenschaftliche Untersuchung vor. Eine entsprechende Kritik findet sich – soweit festgestellt werden konnte – zum ersten und bisher einzigen Mal in einem Artikel Sybil Gräfin Schönfeldts: Ich war Arbeitsmaid, in: die ZEIT vom 20.09.1985 (unter https://www.zeit.de/1985/39/ich-war-arbeitsmaid). ↩︎
  16.  Geordnet von Inge-Maren Peters unter Mitarbeit von Maria Teresa Magnifico und Gerhart Unger; deren Findbuch (1971; Cod. Ms. H. Nohl 886) wurde bis 1997 weitergeführt; 2013-2014 Überarbeitung in der Göttinger HANS-Datenbank (inzwischen KALLIOPE), s. https://www.sub.uni-goettingen.de/fileadmin/media/texte/spezialsammlungen/Nachlässe/Nohl.pdf ↩︎
  17.  “Nohl hat von seiner Korrespondenz, mit wenigen Ausnahmen, keine Durchschläge gemacht. Die Briefe, die er empfing, hat er aber sorgfältig gesammelt, besonders die von seinen vielen Schülern, die aus ihren sehr verschiedenen Arbeitsbereichen regelmäßig berichteten.“ (Blochmann S.9) ↩︎
  18.  COD. MS. H. NOHL 797 : 3 Bäumer, Gertrud. ↩︎
  19.  COD. MS. H. NOHL 797 : 7 Besser, Luise. ↩︎
  20.  COD. MS. H. NOHL 797 : 12 Delius, Irmgard. ↩︎
  21.  COD. MS. H. NOHL 797 : 13 Delius, Käthe. ↩︎
  22.  COD. MS. H. NOHL 797 : 22 Iffland, Thea. ↩︎
  23.  COD. MS. H. NOHL 797 : 23 Keller, Maria. ↩︎
  24.  COD. MS. H. NOHL 797 : 25, Krüger, Hans. ↩︎
  25.  COD. MS. H. NOHL 797 : 26, Krukenberg, Werner. ↩︎
  26.  COD. MS. H. NOHL 797 : 31, Siegel, Elisabeth. ↩︎
  27.  COD. MS. H. NOHL 797 : 32, Sprengel, Aenne. ↩︎
  28.  COD. MS. H. NOHL 797 : 17, von Gierke, Hildegard. ↩︎
  29.  COD. MS. H. NOHL 797 : 33, Weber, Helene. ↩︎
  30.  Das trifft auf folgende Personen zu: Hans Krüger, Werner Krukenberg, Thea Iffland, Maria Keller, Irmgard Delius, Käthe Delius, Helene Weber. Die Nohl-Schülerin Elisabeth Siegel gehört zu einer der Korrespondentinnen, von der insgesamt die meisten Briefe archiviert wurden, Luise Besser und Aenne Sprengel korrespondieren nach 1945 erneut mit Herman Nohl, Luise Besser sowie Hildegard von Gierke beide mit Herman Nohl ausserdem vor 1945 auch hinsichtlich Themen des Pestalozzi-Fröbel-Verbandes. Von Gertrud Bäumer liegen drei weitere Briefe an Herman Nohl von 1929, 1932 und 1943 vor. ↩︎
  31.  COD. MS. H. NOHL 707, Pross, Brigitte und COD. MS. H. NOHL 707A, Nohl, Herman an Brigitte Pross. ↩︎
  32.  COD. MS. H. NOHL 720 Schmid, Erika. ↩︎
  33.  COD. MS. H. NOHL 646 K, Nohl, Herman an Frieda Sopp und COD. MS. H. NOHL 729, Sopp, Frieda. ↩︎
  34.  COD. MS. H. NOHL 748, Bruck, Eva-Maria van den und COD. MS. H. NOHL 748 A, Nohl, Herman an Eva-Maria van den Bruck. ↩︎
  35.  COD. MS. H. NOHL 646G, es handelt sich hierbei um von Herman Nohl verfasste Briefe an seinen sog. Freundeskreis, den Zusammenschluss von Unterstützer:innen des durch das Göttinger Pädagogik-Seminar gegründeten Landheims in Lippoldsberg. Nohl berichtet in diesen Briefen i.d.R. von Veröffentlichungen sowie familiären Veränderungen, vgl. http://institutsgeschichte-ife.uni-goettingen.de/1929/10/01/landheim-in-lippoldsberg-das-nohl-haus/. Zur Entstehung des Freundeskreises und der Gründung des Landheims vgl. Blochmann S.146-151. ↩︎
  36.  Wolfgang Klafki & Johanna-Luise Brockmann: Geisteswissenschaftliche Pädagogik und Nationalsozialismus – Herman Nohl und seine ‘Göttinger Schule’ 1932-1937, Weinheim und Basel 2002, S.162. Zur Kritik an der Publikation s. Ulrich Steckmann: Rezension, in: Zeitschrift für Sozialpädagogik 3 (2005), Heft 1, S.99-103, der zusammenfassend von einer “Schadensbegrenzungsstrategie” spricht sowie Benjamin Ortmeyer: Herman Nohl und die NS-Zeit, Frankfurt am Main 2008, S.146-149. ↩︎
  37.  COD. MS. H. NOHL 797 : 36. ↩︎
  38.  COD. MS. H. NOHL 797 : 37. ↩︎
  39.  COD. MS. H. NOHL 644H, Herman Nohl an Olga von Hippel (308 Briefe) und COD. MS. H. NOHL 678 Hippel, Olga von an Herman Nohl (317 Briefe). ↩︎
  40.  Durch die ausgewerteten Briefe konnte ein bei Klafki & Brockman aufgeworfenes Desiderat eingelöst werden, die glaubten, es fänden sich im Nachlass Nohls außer den von ihnen ausgewerteten Konvoluten (Siegel, Ziedrich, Axster, von Hippel) keine weiteren Briefe seiner im Arbeitsdienst beschäftigten Schülerinnen (S.296). ↩︎
  41.  Dies gilt selbstverständlich nicht nur für Nohl, sondern, wie Peter Dudek schreibt, “[…] die nationalsozialistischen Arbeitsdienstfunktionäre [konnten] gerade im methodischen und didaktischen Bereich auf das pädagogische Erfahrungswissen im FAD und auf eine Fülle von praxeologisch verfaßter Kompendien, Handbücher und Leitfäden zurückgreifen […]. [Diese Schriften] konservierten erfahrungsgesättigtes pädagogisches Wissen, das die Nationalsozialisten nur auf ihre Weltanschauung und ihre politische Symbolik, auf ihre mythischen Deutungsangebote transferieren mußten.” (Dudek S.35f) ↩︎
  42.  Aus den verfügbaren Quellen wird deutlich, dass ein umfangreiches Archiv bei Elisabeth Eckert existierte, dessen weiterer Verbleib bisher jedoch nicht ausfindig gemacht werden konnte. Durch Kontakt zu den Nachfahren von Brigitte Pross (geb. Axster) ist bekannt, dass sich in deren Nachlass möglicherweise noch Briefe von Herman Nohl befinden. Im Nachlass Dagmar Morgans konnten bisher keine relevanten Dokumente aufgefunden werden, auch hier stehen systematische Nachforschungen noch aus. Möglicherweise finden sich auch im Nachlass Fritz von Hippels, des Bruders der Olga, der in der UB Freiburg verwahrt wird, weitere Informationen zu deren Einsatz in Pommern. Ebenfalls noch nicht systematisch ausgewertet wurde der im Hauptstaatsarchiv Stuttgart verwahrte Nachlass der Württembergischen Arbeitsdienst-Führerin Annetraut Hammer. ↩︎
  43.  bspw. “Die Notgemeinschaft” (https://zdb-katalog.de/title.xhtml?idn=010822119&view=brief) ↩︎
  44. https://www.zeit.de/1985/39/ich-war-arbeitsmaid/seite-2 ↩︎


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